Das Regime in Peking duldet keine Kritik an seiner Politik. Das beweist der Fall von Fu Xiancai, der nach einem ARD-Interview auf offener Straße niedergeschlagen wurde.

Fu Xiancai sollte zum Schweigen gebracht werden. Seine ständigen Proteste gegen den Drei-Schluchten-Damm waren den chinesischen Behörden seit langem ein Dorn im Auge. Zuletzt hatte die ARD ein Interview mit dem Aktivisten ausgestrahlt. Ein Polizist zitierte Fu Xiancai deswegen in sein Büro.

Solche "oppositionellen Interviews" mit der ausländischen Presse würden "keine guten Konsequenzen" für ihn nach sich ziehen, warnte Wang. Kurz darauf sollte klar werden, was der Polizist gemeint hatte: Auf dem Heimweg von der Polizeistation wurde Fu Xiancai auf offener Straße überfallen.

Eine "unbekannte Person schlug ihn von hinten mit einem schweren Objekt nieder", berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights in China (HRIC). Dann ließ man ihn bewusstlos am Wegrand liegen. Erst eine halbe Stunde später wurde Fu von einem Passanten gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Das Röntgenbild zeigte eine angebrochene Halswirbelsäule. Vermutlich wird er vom Hals abwärts gelähmt bleiben.
Tätliche Angriffe häufen sich
Interviews mit Menschenrechtlern und Journalisten in China bestätigen die Vermutung, dass dies ein Racheakt der Behörden war. So berichtet etwa der Korrespondent des britischen Independent, dass Fu schon im März unter ständigen Einschüchterungen durch die Polizei litt. "Als ich nach dem Interview sein Haus verließ, schellte Fu Xiancais Handy. Er lächelte und sagte, die Polizei weiß, dass du hier bist", berichtet der Reporter. Nach anderen Interviews mit amerikanischen Journalisten erhielt er anonyme Todesdrohungen. Eines Tages lagen Kränze vor seiner Tür, dazu Papiergeld, wie es traditionell bei Beerdigungen verbrannt wird.

Fu Xiancai ist einer von mehr als einer Million Menschen, die wegen des gigantischen Drei-Schluchten-Dammes umgesiedelt worden sind. Er ist zum Fürsprecher für die vielen Nachbarn geworden, die sich von der Regierung um eine ausreichende Entschädigung geprellt fühlen.
Leider ist der Fall Fu Xiancai kein Einzelfall. Immer häufiger sind in China in jüngster Zeit Bürgerrechtler, Anwälte oder Menschenrechtsaktivisten tätlich angegriffen worden, um sie von ihrem Einsatz für die Opfer staatlicher Gewalt oder von Interviews mit ausländischen Medien abzuschrecken. Manchmal prügeln Staatssicherheit und Polizei selbst. Immer öfter aber verrichten lokale Schlägerbanden diese "Schmutzarbeit" für die Behörden.
Repression vor allem für Journalisten gefährlich
Es gibt Dutzende Beispiele: In Dingzhou, Provinz Hebei, fielen vor einem Jahr 250 bewaffnete Schläger über protestierende Bauern her. Mindestens sechs der friedlichen Demonstranten starben. Ein Gericht stellte später fest, dass der örtliche Parteisekretär den Überfall angeordnet hatte. Während bei einzelnen Fällen von Protesten eine "weniger strenge Repression" der Zentralregierung in Peking zu beobachten sei, gebe es gleichzeitig eine "beunruhigende neue Bedrohung" örtlicher Bürgerrechtler "durch Schläger und gewalttätige Banden, die von örtlichen Potentaten angeheuert werden", sagt der Dissident Han Dongfang in Hongkong.

Deutsche und andere westliche Journalisten können ihre Recherchen in China bislang weit gehend ohne Androhung körperlicher Gewalt verrichten. Nur selten ist es zu brutalen Angriffen gekommen, so etwa der Überfall 1992 auf Todd Carrel von ABC News, der nach Handkantenschlägen chinesischer Geheimdienstler Schäden an der Wirbelsäule davontrug. Journalisten leiden jedoch unter permanenter Überwachung, Gängelung und der Filterung ihrer E-Mails.

Wirklich gefährlich ist die Repression für chinesische Journalisten, die zu Hunderten in Gefängnissen und Arbeitslagern sitzen. Ihre genaue Zahl kennt niemand. Anfang dieses Jahres starb der 41-jährige Journalist Wu Xianghu in Taizhou, nachdem er von Verkehrspolizisten verprügelt worden war, die sich über einen seiner Artikel geärgert hatten. Fu Xiancai habe wegen seiner schweren Verletzungen "die Kontrolle über alle körperlichen Funktionen verloren", berichtet Human Rights Watch, "nur sprechen kann er noch". Man hat ihn also nicht zum Schweigen gebracht.

[sueddeutsche.de]

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letter to the editor


In der sueddeutschen zeitung gab es gestern einen Kommentar von Henrik Bork.

Bork meint u.a.:

Was wird China derzeit nicht alles unterstellt! Einmal will es den Westen aufkaufen, sich seine strategischen Erdölreserven unter den Nagel reißen.

Ein andermal sorgt sich Europa wegen der angeblichen „Überschwemmung“ seiner Märkte durch chinesische Textilien.

Bereits 1882 warnte die Internationale Monatsschrift aus Chemnitz vor der Gefahr, „von dem großen chinesischen Reiche, welches den Europäern ihre Industrie, Technik und Verkehrswesen mit fieberhaftem Eifer ablernt und bei sich einführt, wirtschaftlich erdrückt zu werden“.

Politiker und Medien malten das Schreckgespenst der „Gelben Gefahr“ an die Wand. Damals wie heute gehen solche Unkenrufe auf denselben Gedankenfehler zurück. Stets wird die große Bevölkerungszahl Chinas genommen, und durch fleißiges Multiplizieren und das Extrapolieren von Zeittrends in die Zukunft werden Worst-Case-Szenarien entworfen.

Parallel zur Industrialisierung Chinas wächst der europäische Außenhandel. Wir exportieren zwar keine T-Shirts mehr, dafür aber Spinnmaschinen für Chinas Textilfabriken. Künftig wird es immer mehr Umwelttechnologie sein.

Doch es geht darum, die Probleme gemeinsam mit den Chinesen zu lösen.

Eine gesunde Portion Gelassenheit stünde uns im Umgang mit China wieder gut zu Gesicht.

Bork hat da schon recht. Panik braucht kein Mensch.

Man merkt aber auch, dass er eher in Rosenheim oder Potsdam hockt und nicht in Shenyang oder Hangzhou.
Denn der Text zeigt keinerlei Verständnis für die chinesische Mentalität auf.

Ein Chinese will grundsätzlich erst mal nicht Probleme lösen. Schon gar nicht mit Ausländern. Und ohnehin: Es gibt hier keine. Denkt der Chinese.

Und der europäische Außenhandel. Von was spricht der Mann? Außer Louis Vitton dürfte wohl hier noch keiner Geld verdienen. Schon alleine die Budgets um sich mit der Regierung gut zu stellen verschlingen Milliarden.

Und Umwelttechnologie? War der Mann noch nie in China? Das Umweltbewusstsein muss hier nicht geschärft werden, sondern zunächst einmal geschaffen.

Und das er die Kulturrevolution mal ganz außen vor lässt in seinem 100Jahre Rückblick…

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educated - independent - rich - alone


In China gibt’s nicht nur jede Menge LV- und Gucci-Fakes zu holen.
Nein, vielleicht ist auch der Traumprinz/-prinzessin unter den 1,3Mrd. zu finden.

Denn, laut der CHINA DAILY vom Montag:
„Well educated, financially-independent women and poorly educated men with low income make up the largest portions of the single adult population, and the two groups will find it most difficult to get out of that situation.”

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