hundejahre



Was kann man mit einem Hund machen? Man kann ihn hegen und pflegen. Man kann ihn essen. Man kann ihn aber auch aus Stoff und Draht nachbauen, beleuchten und damit die Straße schmücken. Ihn aus Gold nachprägen. In Glas blasen. Als Kuchenteig backen, aus Bambus flechten. Und das alles nur, weil man an seine Kraft glaubt. Und die das nächste Jahr bestimmen soll.

Das zumindest glaubt der Chinese. Denn nach dem chinesischen Kalender steht das Jahr, das am kommenden Sonntag beginnt, im Zeichen des Hundes. Er folgt dem Hahn und übernimmt nicht nur in China, sondern überall dort, wo Chinesen leben, das Regiment. Also auch in weiten Teilen Südostasiens und in den Geschäftsenklaven der Überseechinesen rund um die Erde. Das chinesische Neujahrsfest ist mit Mythen überladen - und die meisten von ihnen scheinen mit dem Wunsch nach Wohlstand verbunden.

Orangen mit dem Klang von Gold

Das spürt beispielsweise Herr Lim von Orchid Blossom in Singapur. In seiner Gärtnerei herrscht seit Wochen Hochbetrieb. "Wir arbeiten 24 Stunden am Tag", sagt Lim. Dann verlädt er die nächsten Orangenbäumchen auf den Laster. Um das Neujahrsfest werden mehr Mandarinen und Orangen verschenkt als im ganzen Jahr zusammengenommen. Der Grund ist einfach: Das kantonesische Wort für Orange ist "Gam" - und dessen Aussprache erinnert an "Gold".
Damit nicht genug. Jeder Pförtner, jeder Angestellte, aber auch jedes Familienmitglied erwartet am Neujahrsfest ein Hongbao. Das "rote Couvert" enthält Geld. Seine Übergabe symbolisiert das Weiterleiten guter Wünsche. Nach fünf Jahren Aufschwung in Asien scheint das rote Couvert manchem nicht mehr zu genügen: Gold muß nun her. Golden sind die Hongbao etwa der Standard Chartered Bank in Singapur in diesem Jahr. "Wir wollten etwas Besonderes bieten, etwas, das uns von der Masse absetzt und im Trend liegt", sagt Peter Flavel, Chef der Kundenbetreuung der Bank.
Im Trend liegt Flavels Idee ohne Zweifel. "Im letzten Jahr haben wir höchstens ein Fünftel der Couverts in Gold verkauft", sagt Spencer Oh, Chef von Giftmaster, dem führenden Geschenke- und Verpackungsgeschäft auf der Äquatorinsel. "In diesem Jahr aber verlangen mindestens 40 Prozent unserer Kunden Gold statt Rot."

Brustvergrößerung im Paket mit einem Los

Nicht nur für Lim und Oh ist nun Zeit, Kasse zu machen. Die Zeit, in der die Kunden die Geschäfte stürmen, das neue Auto, die neue Wohnung, das neue Fernsehgerät kaufen. Die Geschäftsleute heizen die Nachfrage an. Eine Singapurer Schönheitsfarm offeriert ihre Brustvergrößerung im Paket mit einem Los. Die Gewinnchance: 888 Singapur-Dollar.
888 sind es, weil die Acht die glückbringende Zahl der Chinesen ist. Die HSBC Bank ist weniger knauserig: Hier kann 8888 Dollar (4499 Euro) gewinnen, wer ein Konto eröffnet. Beim Elektromarkt Big gibt es bis zu 88 Prozent Rabatt, Handys kosten 88, Notebooks, na klar, 888 Dollar. Und der Einzelhändler Fair Price fordert seine Kundschaft auf, "ein Prosit auf den Wohlstand" anzustimmen. Dabei helfen acht Dosen Guinness-Bier für 28,88 Dollar - und der Staat stößt mit an, denn die Alkoholsteuern liegen extrem hoch.

Was dem ermatteten Mann hilft

Ohne Abalone-Muscheln (sie helfen dem ermatteten Mann), Ginseng-Scheiben (auch sie helfen dem ermatteten Mann) oder Haifischflossen-Suppe (hilft nichts mehr, hilft wenigstens diese) ist der Festtag freilich kein Fest. Fair Price hilft: Die Dose kostet jeweils glückliche 88, 188 oder 288 Dollar.
Mehr und mehr ist aus dem Neujahrsfest ein zweimonatiger Kaufrausch geworden: In Hongkong, Singapur und Schanghai gehen die beiden hohen C des Konsums, Christmas und Chinese New Year, nahtlos ineinander über. Schon mäkeln Zeitungen, der Weihnachtsschmuck sei noch nicht abgeräumt, da würden die Hundebilder für Neujahr schon aufgehängt. Händlern sind Hund oder Weihnachtsmann schnuppe, solange die Kasse klingelt.
Aber wird das so bleiben? Die Auguren Asiens, die Analysten und Wahrsager, die Hellseher und Feng-Shui-Meister treibt jedes Jahr um diese Zeit die gleiche Frage um: Wird sich der Aufschwung Asiens fortsetzen? Ang Chong Peng sollte es wissen. "Es ist ein besonderes Hundejahr, das des Feuerhundes", sagt der Feng-Shui-Meister in Singapur.

„Der Hund ist ein Erdzeichen”

"Weil aber Feuer sich nicht verträgt mit Holz und Wasser, werden die davon geprägten Industriezweige leiden: Schiffahrt, Tourismus und Telekommunikation (Wasser) sowie Möbelbau, Druck und Textilien (Holz)." Damit nicht genug: Das ausgeprägte Attribut des Feuers deute auf Dürren und Waldbrände hin. "Die Ernten könnten gefährdet sein." Bringt der Hund denn gar keine guten Nachrichten? "Doch. Immobilien und der gesamte Bausektor werden prosperieren. Denn der Hund ist ein Erdzeichen."
Mit Hunden hat Michael Spencer nichts im Sinn - zumindest nicht beruflich. Er zählt zu den nüchternen Berufspropheten: "Im ersten Halbjahr werden Asiens Unternehmen ihren Wachstumskurs fortsetzen können, dann wird die Kurve abflachen. 2007 wird dann ein Jahr mit eher unterdurchschnittlichem Wachstum", referiert der Asien-Chefanalyst der Deutschen Bank.
Das Bruttoinlandsprodukt Asiens ohne Japan werde in diesem Jahr um 7,2 Prozent wachsen, nachdem es 2005 um 7,7 Prozent zugelegt hatte. 2007 werde sich die Wachstumsgeschwindigkeit dann auf 6,8 Prozent verlangsamen. Wachstumsmotor bleibt China. Das Wachstum der Volksrepublik, die mehr und mehr auch den Handel in der Region bestimmt, werde sich in diesem Jahr leicht abkühlen, erwarten alle Beobachter.

Nachholbedarf im Hochzeitmachen

So rational handeln aber nicht alle Chinesen. Besonders, wenn sie verliebt sind. Im vergangenen Jahr nämlich konnten Millionen von Hochzeitspaaren nicht heiraten. Denn dem chinesischen Kalender fehlte ein Tag, weswegen man vom "Jahr der Witwe" spricht.
Der Hund aber wird es nun richten. Dem Nachholbedarf im Hochzeitmachen steht nichts mehr entgegen. Weil deshalb die Nachfrage nach Goldschmuck sprunghaft ansteige, rechnen Analysten mit stark steigenden Preisen für Preziosen. Ganz falsch scheinen sie damit nicht zu liegen: Ein Schmuckgeschäft in Peking verkaufte jüngst in nur einer Stunde gut 100 Kilogramm Goldbarren, geprägt mit einem Hundesymbol. Der größte Käufer nahm gleich ein Paket für 2,1 Millionen Yuan (215 023 Euro) mit. Er zahlte in bar.

[FAZ]

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google establishment


Schöne bunte Internetwelt: Google gibt es ab heute auch in China - allerdings inklusive der chinesischen Zensurbestimmung. Damit verstößt der Multi gegen seine eigene Firmen-Ethik.

Das Internet-Unternehmen Google hat sich zur Übernahme von Zensurbestimmungen bereit erklärt, um seine Geschäfte in China voranzutreiben. Ab Mittwoch gibt es ein neues chinesisches Google-Portal mit der chinesischen Adresse „cn“, wie das kalifornische Unternehmen mitteilte.

Bislang gab es die chinesische Version der Internet-Suche mit Google nur von den USA aus mit einer amerikanischen Internet-Adresse.
Um die Genehmigung für eine chinesische Web-Site zu erhalten, verpflichtete sich Google dazu, für diesen Dienst Adressen aus seiner Datenbank zu entfernen, die von der Regierung als anstößig betrachtet werden. Zu solchen verbotenen Themen gehören etwa Diskussionen über eine Unabhängigkeit von Taiwan oder die gewaltsame Niederwerfung der Pekinger Demokratiebewegung von 1989.
"Das ist eine Schande"
Bei Google werden die Zensur-Zugeständnisse an China als schwierige Entscheidung eingestuft - auch mit Blick auf die eigene Firmenethik mit dem Motto „Don’t be evil“ (Seid nicht böse). Manchmal wird dieser Grundsatz wohl nur als inoffizielle Richtlinie verfolgt.

Google sei aber überzeugt, dass es mit seiner Kultur der Innovation auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung in China leisten könne“, sagte Google-Manager Andrew McLaughlin.

Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen sieht das anders: „Das ist eine Schande“, sagte der Internet-Experte der Organisation, Julien Pain. „Wenn eine Suchmaschine in dieser Weise mit der Regierung zusammenarbeitet, wird es für die chinesische Regierung viel einfacher, die Inhalte im Internet zu kontrollieren.“

Jetzt könnten die 110 Millionen Internetnutzer in China über diese Suchmaschine nur Material finden, das von Peking gebilligt sei und nichts mit Demokratie, Menschenrechten in China oder Tibet zu tun habe.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilte den „Schmusekurs mit dem totalitären Regime“ in China. Google mache sich zum „Gehilfen eines Unrechtsregimes, das das Internet systematisch zur Sicherung der eigenen Schreckensherrschaft missbraucht“.

Zu den Tabuthemen in China gehören Taiwan, Tibet und das Massaker nach der Demokratiebewegung um den Tian’anmen-Platz 1989 sowie Kritik an der Kommunistischen Partei oder die Kultbewegung Falun Gong.

Mit einer großen Firewall sperren Chinas Zensoren den Zugriff auf viele Webseiten wie etwa der britischen Rundfunkgesellschaft BBC oder von Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International.

Bislang tauchten sie noch als Suchergebnis auf, waren aber blockiert und nur für technisch versierte Nutzer über Umleitungen erreichbar. Experten wiesen darauf hin, dass Google bisher schon Inhalte in seinen Nachrichtenseiten entfernt hat.

Chinas Behörden machen keinen Hehl daraus, dass nur eine uneingeschränkte Befolgung der Zensur die Bedingungen schafft, um auch große Investitionen tätigen zu können.

[www.sueddeutsche.de]

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riots


In China rumort es. Vor allem die Bevölkerung in ärmeren, ländlichen Gebieten ist erzürnt über Landnahme, korrupte Beamte und Umweltverschmutzung. Regierungschef Wen Jiabao hat nun illegale Enteignungen und unangemessene Entschädigungen kritisiert.
Peking - Regierungschef Wen Jiabao ist von der wachsenden Unruhe im Land alarmiert. Als Reaktion darauf hat er nun zu einer Verbesserung des Lebensstandards der Bauern und Wanderarbeiter aufgerufen. Nach teils gewalttätigen Protesten mit Toten und Verletzten kritisierte der Ministerpräsident illegale Enteignungen von Land und unangemessene Entschädigungen, die zu Zwischenfällen geführt hätten.
Die ländliche Entwicklung sei "der Schlüssel für die nationale Erneuerung und langfristige Stabilität", mahnte Wen Jiabao auf einer nationalen Arbeitskonferenz, die heute in den staatlichen Zeitungen veröffentlicht wurde.

Die Zahl der Proteste in China ist laut Polizeiministerium im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen. Insgesamt nahm 2005 die Zahl der Fälle, bei denen die öffentliche Ordnung gestört wurde, um 6,6 Prozent auf 87.000 zu. Zu den Delikten zählten Justizbehinderung, unerlaubte Menschenansammlungen, Kämpfe und Ruhestörung, hieß es in einer Erklärung.

Nach Unruhen in Südchina, wo die Polizei nahe Shanwei sogar das Feuer auf verärgerte Dorfbewohner eröffnete und mindestens drei getötet hatte, sagte Wen Jiabao: "An einigen Orten wurde das Land ungenehmigt enteignet und die Bauern nicht angemessen entschädigt und versorgt." Die folgenden Proteste seien weiterhin ein hervorstechendes Problem, das soziale Instabilität auslöse.

Wie viele Personen tatsächlich in China verhaftet oder angeklagt wurden, teilte das Ministerium nicht mit. Der Ärger der Bevölkerung über Enteignungen, korrupte Beamte und Umweltverschmutzung hat vor allem in den ärmeren, ländlichen Gebieten zugenommen, die Zusammenstöße zwischen aufgebrachten Dorfbewohnern und Polizei sind überdies immer häufiger gewaltsam. Die Entwicklung ist für die Regierung in Peking beunruhigend, sie fürchtet einen möglichen Aufstand der 800 Millionen Chinesen auf dem Land, die von dem Wirtschaftsaufschwung der vergangenen 25 Jahre kaum profitiert haben.
[www.spiegel.de]

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